„Die richtige Staude am richtigen Ort“

Richard Hansen schuf die Grundlage für eine erfolgreiche Staudenverwendung

(GMH/BdS) Die Kunst eines Gartengestalters oder Landschaftsarchitekten besteht zum Großteil im Wissen um die Pflanzenverwendung. Pflanzen am passenden Standort bilden langlebige, attraktive Gartenbilder. Pflanzenverwendung wird an einigen Hochschulen unseres Landes gelehrt, unter anderem im bayerischen Weihenstephan. Ein Mann, der dort lange Jahre dozierte,  prägte viele Gärtner und Pflanzenverwender: Professor Dr. Richard Hansen, der am 10. Juli seinen 100. Geburtstag feiern würde. Prof. Dr. Bernd Hertle, Wissenschaftlicher Leiter der Weihenstephaner Gärten, lernte ihn noch persönlich  kennen und würdigt dessen Lebensleistung.

„GMH_2012_27_06: Die richtige Staude am richtigen Ort“ –Richard Hansen schuf die Grundlage für eine erfolgreiche Staudenverwendung
Mehrere gleiche Pflanzen bringen Ruhe in eine Pflanzung, wie hier im Schatten von großen Bäumen. Farne, Storchschnabel (Geranium), Elfenblumen (Epimedium), Schaublatt (Rodgersia) zeigen großflächig eine bessere Wirkung. (Bildnachweis: GMH/Bettina Banse)

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Richard Hansen – Prägend für viele Gärtnergenerationen

„Die Liebe zu den Pflanzen und das genaue, einfühlsame Beobachten der Natur als Grundlage für die Verwendung von Stauden in Garten- und Parkanlagen, das lag Hansen besonders am Herzen“, berichtet Hertle. Hansen setzte auf langfristige Pflanzen-Kompositionen und auf ein Miteinander von Bäumen, Gehölzen und Stauden im Garten. In seinem Buch „Die Stauden und ihre Lebensbereiche“ schreibt der Gärtner aus Leidenschaft: „Den Garten für den Menschen zu einer Begegnungsstätte mit dem Lebendigen zu machen, das ist unser Bestreben“. Nach seiner Baumschullehre in Rellingen führte es Hansen durch verschiedene Betriebe in der ganzen Republik. 1935 bis 1936 arbeitete er auch in der Gärtnerei des berühmten Staudenzüchters Karl Foerster in Potsdam-Bornim. Die Arbeit dort weckte die Liebe zu den Stauden in ihm. Im Jahr 1947 gründete er den Sichtungsgarten in Weihenstephan und setzte hier die Lebensbereiche in der Planung um. Forschung, Lehre und Demonstration werden in dem Schaugarten weiterhin miteinander verknüpft und machen ihn heute noch attraktiv. Das 1948 neu gegründete Institut für Stauden Gehölze und angewandte Pflanzensoziologie hat Hansen von Beginn bis 1977 geleitet und geprägt. Stauden spielten damals in der Gartenkultur nur eine Nebenrolle. Hansens Ziel war es,  Pflanzen und ihre Verwendung für Architekten und Laien überschaubarer zu machen. Er ordnete die Stauden den Lebensbereichen zu, in denen sie am besten wachsen. Dabei lag ihm das Potenzial der Wildstauden auch sehr am Herzen.

Es gibt sieben verschiedene Lebensbereiche: Gehölz, Gehölzrand, Freiflächen, Steinanlagen, Beet, Wasserrand, Wasser. Um einen Standort noch besser zu erfassen, ist jeder Lebensbereich noch näher beschrieben, wie Gehölzrand mit frischem Boden, sonnig, absonnig, halbschattig,…. So findet man in Büchern beispielsweise bei den Prachtspieren (Astilbe Arendsii-Hybriden) die Kürzel: G/GR/Fr2-3, was bedeutet, dass diese Pflanzen unter Gehölzen (G), am Gehölzrand (GR), als auch in Freiflächen (Fr) mit frischen (2) bis feuchten Böden (3), angesiedelt werden können.

Die Lebensbereiche – Hilfestellung für die optimale Pflanzenverwendung

„Um Stauden erfolgreich im Garten zu verwenden, sollten Pflanzen ausgewählt werden, die zu den vorliegenden Standortbedingungen passen“, erklärt Bernd Hertle. Unter Standortbedingungen versteht man die Bodenbeschaffenheit, die Lichtverhältnisse, das Klima und die Exposition, sowie die Konkurrenz von Nachbarpflanzen, die am Pflanzort vorherrscht. Wenn die Voraussetzungen stimmen, ist der Weg zu langlebigen, gesunden Pflanzungen ohne hohen Pflegeaufwand einfach. Richard Hansen und Friedrich Stahl fassten ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse  1981 in dem Buch „Die Stauden und ihre Lebensbereiche“  zusammen. Hier sind jahrzehntelange Erfahrungen von Gärtnern über die Ansprüche und Bedürfnisse von Gartenstauden eingeflossen. „Dieses Wissen wird auch heute noch so vermittelt und angewandt“, erklärt Hertle. Jeder Gartenbesitzer und Gartenplaner kann mit Hilfe dieses Systems, das in guten Staudenkatalogen und Fachbüchern zu finden ist, die geeigneten Pflanzen für seinen Garten auswählen. Für den Hobbygärtner sind heutzutage die Buntbildetiketten an den Töpfen eine große Hilfe, auf denen die passenden Standorte beschrieben oder mit Symbolen gezeichnet sind.

Der Lebensbereich Gehölz

„Ein besonderes Anliegen war Hansen ein gutes Miteinander von Bäumen, Sträuchern  und Stauden im Garten“, weiß Hertle. In den Weihenstephaner Gärten im bayerischen Freising findet man im „Eichenquartier“ noch Baum-Strauch-Stauden-Kombinationen aus der Zeit von Richard Hansen, die sich als besonders dauerhaft und wenig pflegeintensiv erwiesen haben. „Unter Gehölzen lassen sich vor allem im Frühjahr tolle Blüteneffekte mit Stauden erzielen“, erklärt Hertle. Dafür sorgen Lungenkräuter (Pulmonaria) mit attraktiven blauen oder rosa Blüten oder langlebige Elfenblumen (Epimedium), die im Mai mit gelbem, orangefarbenem oder weißem Flor schmücken. Im Sommer kommt mit Prachtspieren (Astilbe) Farbe unter die Gehölze. Waldsteinie (Waldsteinia ternata) und Waldmeister (Galium) bilden attraktive Blütenteppiche im Frühjahr und Blatt-Teppiche das weitere Jahr über. Bestens unter Gehölzen lassen sich auch Stauden wie blau oder weißblühender Beinwell (Symphythum), das blaue Leberblümchen (Hepatica transsilvanica) oder die violettfarbene Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus) ansiedeln. Im Sommer, Herbst und Winter sorgt ein abwechslungsreiches Formenspiel der Blätter von Waldmarbel (Luzula), Segge (Carex), wintergrünen Elfenblumen (Epimedium) oder der falschen Alraunwurzel (Tellima) für ansehnliche Bilder.

Staudentipp – Stauden unter Gehölzen sind besonders pflegeleicht

Staudenexperte Bernd Hertle  erläutert: „Pflanzungen unter Gehölzen und am Gehölzrand zählen zu den  pflegeleichtesten. Haben sich diese erst einmal im Garten etabliert und hat sich das Blätterdach geschlossen, erübrigt sich ein großes aktives Eingreifen. Die Pflanzung muss nur noch „gelenkt“ werden. Eine tolle Möglichkeit für Menschen, die den Garten eher genießen, und nur wenig Mühe damit haben möchten. Laub kann man auf solchen Pflanzungen ruhig belassen. Es ist Winterschutz und Humusquelle zugleich. „Wichtig ist es“, so Hertle, „Gehölzsämlinge frühzeitig herauszunehmen. Siedeln sich Wurzelunkräuter wie Quecke oder Giersch an, so hilft nur ausgraben oder aushungern durch ständiges Ausreißen der Sprösslinge jedes sich zeigenden Triebes“. Für die Gestaltung gibt Prof. Dr. Hertle folgende Tipps: Verwenden Sie im Schatten ruhig mehrere Pflanzen der gleichen Art, das ergibt ein harmonischeres Bild als ein kleinteiliges Mosaik an Pflanzen. Unterschiedliche Wuchsformen von flächig, rund bis kerzenförmig bringen Spannung in die Gartenanlage.

 

Wussten Sie schon? Die Staudensichtung – die Prüfstelle für Pflanzen

Die Staudensichtung war bereits eine Idee des Staudengärtners Karl Foerster. Richard Hansen griff diese Idee auf und initiierte 1952 die bundesweite Organisation der Staudensichtung. Sie hat die Aufgabe, aus der Sortenvielfalt die verlässlichsten Sorten zu suchen, die in vielen verschiedenen Gegenden gute Ergebnisse erzielen –  also  vital, attraktiv, blühfreudig, wüchsig und gesund. Heute ist der Arbeitskreis Staudensichtung ein unabhängiges Gremium von Fachleuten aus derzeit 17 unterschiedlichen Regionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz angesiedelten Sichtungsstandorten. Unter www.staudensichtung.de können sich Interessierte über die Gärten und die Forschungsprojekte informieren. Derzeit laufen Versuche zu Sonnenhut (Echinacea), Wolfsmilch (Euphorbia), Rutenhirse (Panicum virgatum), Knöterich (Persicaria) und Ehrenpreis (Veronica). Stauden-Fachbetriebe bieten bevorzugt die besten Sorten aus der Sichtung an. Somit lassen sich aus den vielen jährlich hinzukommenden Sorten die gartenwürdigsten Sorten auslesen und erfolgreich in den Gärten ansiedeln.

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