Hexenring und Elfengarten

(GMH/BDC) Kreisrunde Ringe im Rasen oder auf der Wiese, der von einem Kranz von Pilzen umgeben ist, was mag das wohl sein? Für die Menschen des Mittelalters war klar: Hier hatten Elfen die Nächte durchtanzt. Elfengarten nannten sie die runden Flecken, in denen das Gras nur schütter wächst. Und der Pilz, den die Menschen am häufigsten rund um die Rande fanden, hieß Elfengartling. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das zu Egerling verkürzt. In Süddeutschland bezeichnet dieser Namen noch heute unseren beliebtesten Speisepilz, den Champignon. In der Zeit der Inquisition veränderte sich die romantische Vorstellung zur gruseligen. Jetzt tanzten nicht mehr die Elfen, sondern die Hexen. Sie hatten auch die Pilze, ihre unterirdischen Gesellen, aus der Erde ans Licht geholt. Natürlich haben Hexenringe, wie sie bis heute heißen, nichts mit Magie und Hexerei zu tun. Das Wachstum des Wurzelgeflechts von Pilzen wie dem Champignon ruft die Erscheinung hervor.

Hexenring und Elfengarten
Bildunterschrift: Hexenringe lassen sich auf den Kulturtischen der Pilzan-bauer nicht entdecken, wohl aber weißes Pilzwurzel-Geflecht, aus dem Tau-sende von Pilzen sprießen. (Bildnachweis: GMH/BDC)

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Wer nun meint, auch beim Champignonanbauer würden die Pilze auf den Kulturbeeten rund um Hexenringe oder Elfengärten wachsen, der wird enttäuscht. Das Substrat, auf dem die Champignons sprießen, ist stark mit Pilzbrut geimpft, so dass Unmengen von Kreisen entstehen, die sich überschneiden und durchweben. Ein Ring ist nicht vom anderen zu trennen und die Fruchtkörper, die Pilze, erscheinen dicht an dicht auf der ganzen Fläche. Grundsätzlich aber wächst auch hier jedes einzelne Pilzgeflecht von seinem Zentrum aus kreisförmig nach außen.

Warum das so ist? Champignons ernähren sich bekanntlich von organische Substanzen, die sie mit ihren Hyphen, den Pilzwurzeln, zersetzen. Im Zentrum des Hexenringes ist das bereits geschehen. Hier sind die Nährstoffe stark verbraucht. Das schütter wachsende Gras signalisiert die Nährstoffknappheit deutlich. Am Rande des Hexenrings aber leuchtet ein sattgrüner Streifen. Hier sind die Hyphen aktiv dabei, die Nährstoffe aufzuschließen und dabei fällt auch für die Gräser was ab. Also wachsen sie kräftig und lebhaft grün. Stimmen die Witterungsbedingungen schieben sich jenseits dieser aktiven Zone die Fruchtkörper aus dem Boden. Sie entstehen an den Spitzen des Mycels, des Pilzwurzel-Geflechts, das gerade neues Terrain erobert. Perfekte Hexenringe sind dann von einem geschlossenen Kreis von Pilzkörpern umgeben.

Neben den Champignons bilden auch die meisten anderen Bodenbewohner unter den Pilzen wie Trichterlinge, Ritterlinge oder Schwindlinge ihre Ringe. Nur sind sie insbesondere im Wald nicht immer zu erkennen, weil Wachstumshindernisse wie Bäume, Wurzeln, schlechter Boden oder Felsbrocken die Kreise unterbrechen. Dann lassen nur kurze Linien oder Bögen aus Pilzen erkennen, wo sich ein Hexenring befindet.

Viele weitere interessante Informationen zu Speisepilzen, natürlich auch eine umfangreiche Sammlung an Rezepten und Rezept­videos, finden Sie auf der Website www.gesunde-pilze.de.

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