Wenn Gärtner reisen

Urlaub machen, ist das eine, aber wenn Gärtner verreisen, gedeiht das Unternehmen nahezu zwangsläufig zur botanischen Expedition

(GMH) Die spinnen, die Gärtner! Dieser Gedanke dürfte schon so manchen Busfahrer oder örtlichen Führer durchzuckt haben, der Cassian Schmidt und seine Kolleginnen und Kollegen auf ihren Trips durch die Pflanzenwelt begleitet hat. Wollen in die entlegensten Winkel des Landes, bestehen auf den umständlichsten Wegen, kraxeln auf die steilsten Berge und locken selbst den misstrauischsten Einheimischen aus der Reserve, nur weil sie noch ein ganz bestimmtes Blümchen sehen wollen – verrückt! „Ja, auf unseren Reisen haben wir einige Leute fast zur Verzweiflung getrieben“, schmunzelt Cassian Schmidt, „aber am Ende haben wir die meisten mit unserer Begeisterung angesteckt und neben spannenden gärtnerischen Entdeckungen auch menschlich viele nette Bekanntschaften gemacht.“

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Bildunterschrift: Steppenkerzen (Eremurus) am Naturstandort in Kirgistan – ein ganz besonderes Erlebnis. (Bildnachweis: GMH)

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Neue Ideen und neue Pflanzen

Für den aus dem Ruhrpott stammenden Staudengärtnermeister sind Gärtnern und Reisen untrennbar miteinander verbunden. „Während meiner Gesellenzeit bei einer großen Staudengärtnerei haben wir jüngeren Leute immer wieder gemeinsam mit den Auszubildenden Exkursionen ins Tessin, in die deutschen Alpen oder nach England unternommen, einfach weil wir uns gut verstanden haben und einen Blick über den Tellerrand werfen wollten. Das war absolut Low-Budget, aber eine unheimlich tolle Zeit.“ Jedes Mal kehrten die Nachwuchsgärtner mit neuen Eindrücken und Ideen zurück – und nicht selten mit einem Kofferraum voller Pflanzen, die sie in Gärten und Gärtnereien am Wegesrand entdeckt hatten. „Strenggenommen war das natürlich nicht erlaubt, denn zu der Zeit gab es ja überall noch Grenzkontrollen. Aber in unserer Begeisterung haben wir das gerne mal ignoriert – und ganz nebenbei das Sortiment unseres Betriebs erweitert.“

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Bildunterschrift: Steppen-Raugras in Kirgistan: Für Einheimische nichts Besonderes, für reisende Gärtner wertvolle Studienobjekte – und vielleicht ein interessantes Gras für die Gartenkultur. (Bildnachweis: GMH)

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Bildunterschrift: Von der nordamerikanischen Prärie inspiriert: Eine von Cassian Schmidt entwickelte Pflanzung im Hermannshof. (Bildnachweis: GMH)

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Spaß haben und Netzwerken

Natürlich profitieren nicht nur die Betriebe von der Neugier und der Reiselust der Junggärtner. „Netzwerken ist heute ja noch viel wichtiger, aber schon damals haben wir auf unseren Exkursionen viele wertvolle Kontakte geknüpft. Von denen profitiere ich bis heute.“ Das will etwas heißen, denn mittlerweile ist Cassian Schmidt 52 Jahre alt, hat nach der Gärtnerausbildung noch Landschaftsarchitektur studiert, lehrt an der Hochschule Geisenheim das Fach Pflanzenverwendung und leitet seit 1998 den Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof in Weinheim. Eine ganz schöne Entwicklung, doch eines ist geblieben: Reisen spielen immer noch eine wichtige Rolle und haben die Arbeit des Gestalters schon oft wesentlich beeinflusst. „Pflanzen am Naturstandort zu erleben, bringt neue Inspiration und man kann wichtige Informationen für die Kultivierung daraus ziehen. Auch im Verkauf profitiert man davon, wenn man Geschichten zu jeder Pflanze erzählen kann. Es ist ein riesiger Unterschied, ob ich einen Türken-Mohn immer nur in Kultur, oder am Naturstandort im Iran gesehen habe!“ Die zentralasiatischen Steppen des Iran, die Prärien Nordamerikas, die ostasiatischen Monsunwälder, sie alle haben durch Cassian Schmidts Reisen auch im Schaugarten Hermannshof ihre Spuren hinterlassen. Es werden kaum die letzten sein. „Ich kann es jungen Leuten nur empfehlen, viel zu reisen. Man wächst daran in vielerlei Hinsicht und als Gärtner ist es oft besonders leicht, in fremde Kulturen einzutauchen. Denn die Begeisterung für Pflanzen verbindet Menschen weltweit.“

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Bildunterschrift: Von der nordamerikanischen Prärie inspiriert: Eine von Cassian Schmidt entwickelte Pflanzung im Hermannshof. (Bildnachweis: GMH)

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Hilfe bei der Reiseplanung

Exkursionen, Studienreisen, Stipendien für Auslandspraktika: Wer heute eine Ausbildung in einer der sieben gärtnerischen Fachrichtungen macht, findet breite Unterstützung – auch beim Reisen. Die in einem eigenen Verband zusammengeschlossenen Junggärtner beispielsweise stellen jedes Jahr ein tolles Veranstaltungsprogramm auf die Beine und unterstützen Interessenten bei der Planung von Auslandspraktika. Weitere Informationen unter www.junggaertner.de und zu Fragen der Ausbildung im Beruf Gärtner unter www.beruf-gaertner.de.

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