Unverzichtbar – Wann endlich fluten Gräsermeere unsere Gärten?

(GMH/BdS) Vor beinahe sechzig Jahre forderte der deutsche Gärtner Karl Foerster den Einzug der Gräser in unsere Gärten. Sind unsere Gärten seitdem zu wogenden Gräsermeeren geworden? Nein, erzählen Sie mir jetzt nichts von Ihrem Rasen. Der besteht zwar auch aus Gras, aber diese Bonsai-Form des Grases lasse ich nicht gelten. Ich rede hier von Bewegung, Leichtigkeit und Transparenz, von Duftigkeit und Eleganz. Auch ein vereinsamtes Pampasgras, ab und zu einmal in Gärten abgestellt, ist noch Hinweis auf eine beginnende Gräsereuphorie.

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Bildunterschrift: Die Rutenhirse Panicum virgatum `Shenadoa´ verfärbt sich im Laufe des Sommers leuchtend rot. Stauden leuchten durch das flirrende Gras. (Bildnachweis: GMH/ Bettina Banse)

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„Die wuchern so“, heißt es oft ablehnend nach der ersten und unerfreulichen Begegnung mit einem vom Nachbarn verschenkten No-name-Chinaschilf. Deshalb jetzt hier meine drei nicht wuchernden, wunderbaren und völlig unverzichtbaren herrlichen Gartengräser für das sonnig-trockene Beet:

Calamagrostis x acutiflora `Karl Foerster´, das Bastard-Reitgras, ist ein ideales Gras um gruppenweise für Akzente zu sorgen. Dieses bis 1,50 Meter hohe Gras erscheint sehr früh im Jahr und wächst straff aufrecht wie eine Säule. Dadurch kann dieses Gras Ausrufungszeichen setzen in Beeten mit einer eher flachen Begleitung wie Steppensalbei oder Lavendel. Nach der bräunlichen Blüte im Sommer verfärben sich die Rispen ab August fahlgelb. Eine farblich perfekte Ergänzung dazu ist Storchschnabel Geranium psilostemon `Patricia´ mit seiner leuchtend magentaroten Blüte.

Oder aber das Tautropfengras Sporobolus heterolepis, das kniehoch wird und im Hochsommer so herrlich süßlich duftet. Auch dieses nordamerikanische Gras schätzt trocken-sonnige Standorte, es wuchert nicht und nervt auch nicht durch wilde Aussaat. Allerdings treibt es erst Ende Mai aus und man sollte an passende Begleiter wie Zwiebelpflanzen oder Vielfarbige Wolfsmilch, Euphorbia polychroma denken. Anders als das recht kompakte Reitgras macht es einen sehr duftigen Eindruck. Die Herbstfärbung ist orangegelb und könnte prächtig ergänzt werden durch Fette Henne, Sedum telephium „Karfunkelstein“ und herbstblühenden Crocus speciosus.

Mit 90 cm Größe ist die Rutenhirse Panicum virgatum `Shenadoa´ zwischen Reitgras und Tautropfen-Gras angesiedelt. Die Färbung der Rutenhirse ist spektakulär, denn das im Erscheinen hellgrüne Blatt wird im Laufe des Sommers leuchtend rot. In Gruppen gepflanzt, ist Rutenhirse `Shenadoah´ für mich der ideale Partner für massenhaft gepflanzte Sonnenhüte Rudbeckia fulgida var. deamii. Die schwarzen Blütenknöpfchen des Sonnenhutes aus den flirrenden Blütewolken des Grases heraus leuchten zu sehen, ist ein Anblick, an dem ich mich bis an mein Lebensende nicht werde sattsehen können. Daher verzeihe ich der Rutenhirse auch ihr recht zögerliches Erscheinen im Mai, das ich mit großen Mengen an frühblühenden Zwiebeln kaschiere. Ich könnte wirklich auf viele Dinge im Leben verzichten. Aber nie und nimmer auf diese drei Gräser!

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