(GMH) Lässig züngelt die Grüne Mamba den jungen Zoobesuchern durch die Glasscheibe entgegen: Sie hat sich zum Verdauungsschläfchen in die Krone einer Birkenfeige (Ficus benjamini) zurückgezogen und ist an den Harry-Potter-Beschwörungsversuchen vor ihrer Nase sichtlich uninteressiert. Umso interessierter ist Sylvia Theiß an der Schlange, nein, eigentlich an ihrem Hochsitz: Die Zoogärtnerin freut sich, wie gut das Bäumchen das Gewicht der vielbestaunten Terrariumsbewohnerin trägt.
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„Normalerweise sollen Benjaminis ja buschig-kompakt aussehen, deshalb werden in Zierpflanzenbetrieben meist mehrere Stecklinge in einen Topf gesetzt, die dann ein bis zwei Meter gerade in die Höhe wachsen“, erläutert die 48-jährige gelernte Zierpflanzengärtnerin. „Aber was ich brauche, sind Bäumchen mit einem festen Stamm, gerne auch mit krummen und schiefen Ästen und auseinanderfallender Krone, schließlich sollen die Pflanzen in erster Linie tiergerecht sein.“
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In den Gewächshäusern der Zoogärtnerei hält sie immer einen Vorrat selbst gezogener Pflanzen parat, von denen jede ein bisschen anders aussieht und durch gezielten Schnitt auf die Bedürfnisse der jeweiligen Tierarten abgestimmt ist. „Und natürlich auch auf die der Besucher, deshalb sind die Kronen zum Beispiel an einigen Stellen dicht und anderen licht, damit man die Tiere auch mal zu Gesicht bekommt.“ Sylvia Theiß liebt ihren Beruf, das ist nicht zu übersehen, zu jedem Gehege und jeder Voliere fällt ihr eine Geschichte ein. Kein Wunder, es ist nun schon mehr als 25 Jahre her, seit sie ihre Stelle beim Zoo Frankfurt antrat – und erst mal staunte. „Mein Handwerkszeug habe ich mir in der Ausbildung zur Zierpflanzengärtnerin erworben, aber hier hat sich mein Wissen unheimlich erweitert. Wir kultivieren hier zum Beispiel viele Pflanzenarten, die man im normalen Blumenhandel früher gar nicht bekam und auch heute über Spezialitätengärtnereien beziehen müsste. Und ich habe hier extrem viele Freiheiten, denn die großen Anlagen werden zwar von beauftragten Planungsbüros entworfen, aber die Gehege und Volieren in den Tierhäusern gestalte ich meistens selbst – natürlich in enger Abstimmung mit den Kuratoren, also den Zoologen, die für das Konzept und die Gesamtbetreuung der Tiere zuständig sind.“
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An andere Dinge musste sich die sympathische Gärtnerin erst einmal gewöhnen. Heute weiß sie, wo sie damit rechnen muss, dass plötzlich Affenhände durchs Gitter greifen oder Vögel zum Landeanflug auf ihrem Kopf ansetzen, und dass Alpinien (Alpinia) im Tigergehege kein langes Leben beschieden ist, weil sich die sonst so respekteinflößenden Raubkatzen lustvoll-verspielt in den Ingwergewächsen wälzen. „Jedes Tier hat seinen eigenen Charakter und seine eigene Geschichte und tickt anders. Experimentierfreude und Improvisationsgeschick gehören hier zum Berufsbild des Gärtners“, fasst Theiß zusammen, der die tierischen Zoobewohner längst ebenso ans Herz gewachsen sind wie ihre grünen Schützlinge. Und wenn die von ihr gestalteten Häuser dann selbst betont coolen Jugendlichen Ausrufe wie „boah, hier sieht’s ja aus wie im Dschungel!“ entlocken, wird klar: Sylvia Theiß hat ihren Traumberuf gefunden.
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Beruf Gärtner: Grün, kreativ, abwechslungsreich
Mit seinen sieben Fachrichtungen ist der Beruf Gärtner so vielseitig wie kaum ein anderer – und bietet auch nach der Ausbildung zahlreiche Möglichkeiten, die Karriere voranzutreiben, sich weiterzubilden oder zu spezialisieren. Die Bandbreite reicht von der Meisterschulung über die Fortbildung zum Techniker bis zum Fachagrarwirt, beispielsweise für Greenkeeper oder für Baumpflege und Baumsanierung. Auch ein Gartenbau- oder Landschaftsarchitekturstudium ist möglich – mit entsprechend Berufserfahrung sogar ohne Fachhochschulreife. Interessiert? Mehr Infos gibt es unter www.beruf-gaertner.de
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